Georg Münzel
Regie
Fotos © Ute Radler / Thorsten Biel
Regie - Georg Münzel
Ausstattung - Ute Radler
mit
Tom Baldauf, Michael Naroditski, Adrien Papritz, Markus Sulzbacher, Eléna Weiß, Patricia Windhab
Presse
Wie spielt man #Othello in Sachsen-Anhalt, wo die AfD 24% Stimmen abräumt? Das Theater #Naumburg hat die Antwort.
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In der souveränen Regie von Georg Münzel wird „Othello“ zu einem konzentrierten Kammerspiel. ... Überhaupt verschiebt sich die Inszenierung durch die Reduzierung der Männerwelt in Richtung Frauen. Eléna Weiß gelingt es besonders gut, die Nähe des Publikums mit in ihr Spiel einzubeziehen. Mit schlechten Neger-Witzen durchbricht sie (wie auch zur Einführung der Pause der „Ösi“ Markus Sulzbacher) die Ferne der Geschichte. ... Die eigentlichen Opfer und Menschen jenseits blinder Gefühle und Machtgelüste sind in der Inszenierung dieses Männerstücks aber die Frauen. Anrührend tröstet Desdemona kurz ihren Mörder Othello, nachdem er sie mühsam erdrosselt hat.
Die Naumburger Inszenierung rafft das Intrigenspiel schlüssig; sie dürfte damit auch Lehrern oder Freunden der Werktreue gefallen. Zugleich ist sie ästhetisch und darstellerisch ganz auf der Höhe unserer – wenig erfreulichen – Zeit.
Die Deutsche Bühne
Auf der Bühne, die kleiner sein dürfte als manches Intendantenbüro, läuft straff und knackig "Othello" in der Regie von Georg Münzel. Ein Satz jagt den nächsten, feinste Dialoge. Klug gekürzt, Nebenschauplätze sind weggelassen. Toll, was man so machen kann mit einem Ensemble von komplett vier Schauspielern und zwei Gästen. … Einfaches Theater, aber sehr spannend. Es knistert förmlich, das Thema interessiert die Leute. ... Er spricht nun also über die Othello-Kekse und eine Lübecker Torte gleichen Namens, über das Mohren-Café am Naumburger Dom, den Rassismus der Worte und die Macht falscher Wahrheiten. Heutzutage. Er bekommt dafür Szenenapplaus, was fast schon beängstigend ist. Den Leuten zu erklären, wie sie das alles einzuordnen haben – ist das mutig? Oder belehrend? Ist das richtig? Oder überflüssig? ... Nach den Keksen ist "Othello" wieder ganz das Drama. Ganz die Tragödie mit den letztlich tödlichen Intrigen, der Eifersucht, den Missverständnissen. Schön fokussiert übrigens auch auf Emilias Emanzipations- Monolog, von dem man kaum glauben kann, dass Shakespeare ihn vor mehr als 400 Jahren geschrieben hat. Wir sind zurück in einer forschen Inszenierung. Jung, ein bisschen schauspielstudentisch anmutend. Man fiebert mit. Als hätte es den Rassismus-Exkurs nie gegeben – was nur bedeuten kann, dass er klug platziert war vor der Pause – spielen sie den Shakespeare zu Ende: straff und knackig und klug gekürzt.
Nachtkritik
Weder ins überzogene Lächerliche oder verkrampft ins Moderne ziehend noch platt auf das einmal mehr aktuelle Rassismusproblem abzielend, sondern in einer sensiblen Bearbeitung der shakespearschen Vorlage greift Münzel die Themenvielfalt von der Liebe über die Gutgläubigkeit bis hin zu Geschlechterkampf, Neid, Hass und Eifersucht auf und lässt die Emotionen in dem zweistündigen Schauspiel „Othello“ aufbrausen.
Mitteldeutsche Zeitung